Ein Bericht von Werner
u. Anni Altemöller
Auf den Bauernhöfen ernährten
sich die Menschen von den eigenen Erzeugnissen. Für Essen und Trinken wurde so
gut wie nichts zugekauft. In verschieden Gegenden - vor allem im Norden Westfalens – trank
man sogar eigenes Bier. Zumindest bis zum letzten Weltkrieg war das Bierbrauen
auf vielen Höfen eine jedes Frühjahr wiederkehrende Arbeit. Mitunter wurde
sogar zweimal im Jahr gebraut. Bei Hochzeiten und Schützenfeste mussten die
Braugeräte zusätzlich ihre Dienste tun. Damals war jedoch das Bier
weniger ein „Genussmittel“ sondern
vielmehr ein billiges Getränk, das vor
allem hergestellt wurde, um den großen Durst der vielen Helfer bei den
schweißtreibenden Arbeiten des Sommers zu löschen. Man bezeichnete es daher
auch häufig als Erntebier.
Wie viele andere bäuerliche
Tätigkeiten war auch das Bierbrauen
eine langwierige und umständliche Arbeit. Sie war im April, um Ostern herum,
fällig. Viele sehr unterschiedliche
Arbeitsgänge waren erforder-
lich, bis der Bauer schließlich den ersten Krug des
eigenen Gerstensaftes trinken konnte. Der Hopfen ist neben dem Malz einer der wichtigsten Bestandteile des
Bieres. Ihn baute man zum Teil im Garten an, und ließ ihn an langen Stangen
hochklet-
tern. Vielfach sammelte man auch im Herbst den wilden Hopfen, der
überall an den Wallhecken rankte. Die gepflückten Hopfenblüten wurden in großen
Holzwannen an der frischen Luft durch die Sonne getrocknet. Anschließend wurden
sie bis zum Bierbrauen in ein Fass
eingestampft, um das Aroma zu bewahren.
Der erste der drei
entschei-
denden Abschnitte der Bierbereitung ist die Malzgewinnung aus der
Gerste. Dazu muss die Gerste keimen. Dieses wird durch Feuchtigkeit und Wärme
ausgelöst. Die gut ausgereifte Som-
mergerste wird deshalb in einem Holzbottich
in Wasser eingeweicht. Während der zwei- bis drei
tägigen Weiche erhöht sich der
Wassergehalt in den Getreidekörner durch Aufquellen auf etwa 40%. Die gequollene Weichgerste wird
aus dem Bottich genommen und auf dem Boden zum Keimen ausgebreitet. Durch das
Keimen wird die Stärke in der Gerste in eine wasserlösliche Form umge-
wandelt,
denn nur Zucker kann später vergoren werden. Die gekeimte Gerste - nun Grünmalz genennt - nun Grünmalz genannt – wurde meisten in
einem Backofen getrocknet. Das dauerte bei stän-
digem Hochheizen des Ofens oft
meh
-rere Tage. Das fertige Malz wurde mit
einer Wannenmühle gereinigt. Hierbei brachen beim Rütteln der Siebe die Keime
ab. Anschließend wurde das nun süßlich schmeckende Malz, das durch die
Trocknung eine bräunliche Farbe bekommen hat, in einer Mühle geschrotet.
Vor dem Brauen werden Brauhaus
und alle benötigten Geräte gründlich gereinigt. Bis auf die Braupfanne waren
alle aus Holz gefertigt. Sauberkeit war beim Brauen das erste Gebot.
Der Brautag brachte für die Bewohner
des Bauernhofes eine Menge Arbeit. Ganz früh
wurde die Braupfanne mit Wasser gefüllt und auf 60 Grad aufgeheizt. Das
Brauwasser musste besondere An-
forderungen an Geschmack und Reinheit erfüllen.
Der zweite entscheidende
Vorgang beim Bierbrauen war die Herstellung der Bierwürze. Das Malzschrot wurde
mit dem Wasser in einem kleinen Tragefass so vermaischt, dass keine
Verdickungen entstanden.
Das geschah mit dem Rührstab, dem sogenannten Spiet.Für 100 Liter Wasser wurden 30
Pfund Malz benötigt. Das Gemenge kam in den großen Maischebottich und wurde mit
der erforderlichen Heißwas-
sermenge aufgefüllt. Nun fand bei einer Temperatur
von 60 bis 70 Grad die soge-
nannte Verzuckerung statt. Hierbei wurde aus der im
Malz gebildeten Malzstärke durch den Eingriff von biologischen Wirkstoffen –
die beim Mälzen gebildet und aktiviert wurden – gut schmeckender Malzzucker.
Nach gut drei Stunden wurde die
Maische im Bottich durch ein auf dem Boden liegendes Sieb gefiltert. Die Durchlaufgeschwindigkeit
wurde durch einen Stock, der als Verschluss des Ablaufs diente, geregelt. Bei
einem zu schnellen Abfließen wanderten Rückstände mit. Der Durchlauf dauerte
beim ständigen Umrühren mehrere Stunden, bis alles durch das Filter in ein kleineres,
in der Grube stehendes Fass abgelaufen war.Diese Malzzuckerlösung, die der
Brauer Würze nannte, wurde nun in die kupferne Braupfanne geschöpft, wo sie
wieder aufgeheizt wurde. Die jetzt noch trübe Würze musste drei Stunden kochen.
Dadurch wurde sie geklärt und bekam die Bierfarbe. Diese konnte man noch durch
Zugabe von kleinen Mengen geröstetem Malz verbes-
sern.Die Rückstände aus dem
Maischebottich-bekannt als Treber- war immer ein geschätztes Kraftfutter für
das Vieh.
Wenn die Würze anfing zu kochen,
wurde ihr für den Bitterstoff im Bier hopfen zugegeben. Für 100 Liter Bier
benötigte man 200 bis 400 Gram Hopfen, je nach Extraktgehalt der Würze und nach
der gewünschten Geschmacksrichtung des Bie-
res. Früher wurden durch-
schnittlich
800 bis 1000 Liter Bier hergestellt. Da zu allen Malzeiten Bier getrunken
wurde, war dies Menge nicht zu viel. Nach dem Kochen wurde der
Inhalt der Braupfanne ein weiteres Mal gefiltert.Ein an zwei Tragebalken
hängender, aus Weiden geflochtener Hopfenkorb wurde über den gesäuberten
Bottich gelegt. Der Hopfenkorb wurde innen mit einem Leinentuch ausgelegt. Nun
wurde die heiße Würze in den Hopfenkorb ausgeschlagen, wo die Hopfenblätter
zurück blieben. Diese Filterung nahm mehrere Stunden in Anspruch.
Die Würze blieb in diesem Bottich-auch
Beerbuer genannt- stehen, bis sie
auf 16 Grad abgekühlt war. Im Sommer bereitete das wegen der fehlenden
Kühlanlage oft große Schwierigkeiten. Beim Erreichen dieser Temperatur wurde
ihr obergärige Bierhefe zugesetzt. Hierdurch trat dann die Gärung ein. Der
Zuckergehalt in der Würze wird durch die Hefe in Kohlensäure und Alkohol
aufgespalten.
Nach 24 Stunden bildete sich an der Oberfläche der Gärschaum. Der
Bauer sagte dann:“Wie häbbt do Schmand
up“. Er wurde sorgfältig abgeschöpft.
Ist das Jungbier nach der
Gärung zur Ruhe gekommen, konnte es in die Lagerfässer gefüllt werden. Sie
wurden vorher mit Wasser ausgekocht und keimfrei gemacht. Diese wichtige Arbeit
übernahm früher meistens der Küfer im Dorf.Durch eine seitliche Öffnung im
Gärbottich wurde das Bier abgelassen und in die Holzfässer abgelassen und in
die Holzfässer gefüllt
Die vollen Lagerfässer kamen
nun in den Bierkeller, wo sie auf zwei dicke Eichenbohlen ruhten. In den
Fässern vollzog sich noch eine leichte Nachgärung, die gewöhnlich noch 48
Stunden anhielt. Danach wurde das Spundloch mit einem Leinentuch abgedeckt und
durch einen dicken Holzpfropfen fest verschlossen. Die Lagerfässer durften
jetzt nicht mehr bewegt werden, damit sich unten im Fass in aller Ruhe noch etwaige
Rückstände absetzen konnte, sonst war die Haltbarkeit des Bieres in Gefahr.
Bierbrauen war schon immer
steuerpflichtig. Die Bauernhöfe mit Braurecht wurden deshalb mehrfach im Jahr
von einem Zollbeamten aufgesucht. Dieser hatte zu kontrollieren, ob die Braugeräte
benutzt worden waren. Der Bauer musste dem Zollbeamten das Braubuch, in dem
alle Brautermine und Kontrollen ein-
getragen waren, auf Verlangen vor-
zuzeigen.
Nach drei Wochen konnte das
fertige Bier angestochen werden. Es musste aber dann schnell verbraucht werden,
sonst wurde es sauer und ungenieß-
bar. Je nach den verschiedenen An-
lässen und
Anzahl der Personen auf dem Hof wurde das gebraute Bier in verschieden große
Fässer gefüllt
Das Zapfloch befand sich ungefähr fünf cm über dem Boden des Fasses und war mit einem Korken verschlos-
sen. Hier
wurde mit einem Holzham-
mer der hölzerne Bierhahn eingeschlagen. Den ersten
Anstich machte gewöhnlich der Bauer oder sein Altknecht, um das Bier auf
Geschmack und Farbe zu prüfen. Kam Besuch oder wollte man sich
zur abendlichen Runde am Herdfeuer zusammensetzen, wurde das Bier in die
Beerkruke abgezapft. So ein Krug war aus Ton gebrannt und hatte eine blaugraue
Farbe. Manchmal trugen sie eine Jahreszahl oder den Namen des Besitzers.
Beliebte Verzierungen waren auch blaue Blumen.
Die Beerkruke wurde früher up de Müer stellt. Dies ist der Sims in
Brusthöhe zu beiden Seiten des Herdfeuers. Früher saß man noch rund um das Herdfeuer.
Auch der Besuch hatte hier seinen Platz. Die Beste Stube wurde nur bei
ganz besonderen Anläsen benutzt. Das Herdfeuer war daher immer der Mittelpunkt des
Hauses.
Dieser Bericht über das Bäuerliche Bierbrauen ist einer der Höhepunk-
te in dem Film: "Dat olle Mönsterland". Wir führen diesen Heimatfilm auf Wunsch in allen Gruppen und Vereinen vor.
Demnächst ist dieser Heimatfilm auch als Videokassette oder DVD erhältlich.
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